Unsere Gäste stellen sich vor
Sehr persönlich ging es am Donnerstagabend im Pfarrheim zu, als sich die 5 Gäste aus Damongo vorstellten, auch mit ihrem Lebenslauf. Denn die persönliche Begegnung und das Wissen um den anderen sind für eine Partnerschaft essenziell.
Aiden Ngmenbon (40), Leiter der Kinderkrankenstation in Damongo und Direktor für Gesundheit im Bistum Damongo, war schon dreimal in Saerbeck, davon einmal im Rahmen seiner Aus- und Weiterbildung im Gesundheitswesen.
Sr. Lydia Berewono (41) ist Ordensschwester und Buchhalterin im St. Anne Hospital. Als Mitglied im Finanzausschuss der Pfarrgemeinde und Leiterin der katholischen Jugendorganisation St. Theresa engagiert sie sich in der Pfarrgemeinde.
Vivian Awafo (28) arbeitet in Teilzeit als pharmazeutisch-technische Assistentin im St. Anne Hospital und jobbt nebenher, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Sie ist als Chorsängerin und aktives Gemeindemitglied ehrenamtlich tätig.
Peter Baapele (61), pensionierter Krankenpfleger und Direktor im Laienrat der Diözese Damongo engagiert sich im Partnerschaftskomitee.
Mary Teni (60) ist pensionierte Lehrerin und stellvertretende Schulleiterin und seit vielen Jahren Pfarrkomitee aktiv.
Allen ist gemeinsam, dass ihre Eltern ihnen trotz widriger Umstände den Schulbesuch ermöglicht haben.
Wie unsere Hilfe wirkt
Bildung, so sagen sie, ist ein wichtiger Schritt in Richtung Weiterentwicklung. Insofern ist die Unterstützung aus Saerbeck enorm wichtig. Während die Regierung Lehrmittelfreiheit verspricht, aber keine oder nur unzureichend Mittel zur Verfügung stellt, kommen die aus Spenden finanzierten Schulbücher gut an. Und das ist nur ein Baustein der Hilfe aus Saerbeck.
Die jüngste Lieferung ausgemusterter Krankenhausbetten und weiterer medizinischer Geräte, u.a. ein gespendetes Ultraschallgerät, ist für die Verhältnisse dort ein riesiger Fortschritt. „Was in Deutschland ausgemustert wird ist besser als alles, was dort an medizinischen und pflegerischen Mitteln zur Verfügung steht“, bestätigt Aiden. Und weitere Unterstützung ist nötig. Im Neubau eines Krankenhauses sind von drei Operationsräumen bisher nur einer ausgestattet. Wichtig und gut ist die Übernahme von Kosten für die Krankenversicherung für Menschen die diese nicht aufbringen können. Ohne Geld oder Versicherung keine Behandlung – so einfach ist das.
Andreas Holtmann, Sprecher des Eine-Welt-Kreises erläutert weitere Hilfsmaßnahmen aus dem Projekt „Verschenke Hoffnung“, das auch in diesem Jahr zu Weihnachten neu aufgelegt wird. So konnten im vergangenen Jahr Solarlampen und Wasserfilter geliefert werden.
„Mit Solarlicht die Armut bekämpfen, das ist die Vision unseres Lieferanten. Du schenkst den Menschen täglich mindestens vier Stunden zusätzliche Zeit. Denn um 19 Uhr geht die Sonne unter und dann ist es nicht mehr möglich sich zu beschäftigen. Die Solarlampen ermöglichen es den Menschen, nach Sonnenuntergang weiter aktiv zu bleiben, zu nähen, zu weben oder zu lesen und zu lernen. Mit 120 Wasserfiltern kann schmutziges Wasser aus Kanistern durch den Filter gepumpt werden, das dann zu 99,9 % ohne Bakterien ist. Durch die einfache Handhabung ist es möglich, für einen Familienhaushalt oder auch in der Schule sauberes Wasser herzustellen.
Die Wasserversorgung ist ein großes Problem. Unmittelbares Grundwasser steht in Damongo nicht zur Verfügung. Brunnenbohrungen mit 80 bis 120 m Tiefe sind erforderlich. Und da ist ganz aktuell in dieser Woche der Brunnen des Krankenhauses trocken gefallen. Und eine Maßnahme, da gegenzusteuern ist eine ebenfalls unterstützte Pflanzaktion. Den Folgen von Rodungen für Brennholz und des Klimawandels, der auch in Damongo spürbar ist, soll damit entgegengewirkt werden.
Noch bis Sonntag ist die Besuchergruppe in Saerbeck, um dann die zweitägige Heimreise anzutreten.
Zur Info-Veranstaltung am Sonntag
Die Themen: Kirche – Bildung – Gesundheit
Damit sollten die Lebensbedingungen in Damongo/Ghana mit denen in Saerbeck/Deutschland verglichen werden. Die freundschaftliche Atmosphäre kam auch im vertrauten Miteinander zum Ausdruck. Und Oliver Jochmaring sorgte mit seinen Übersetzungen für eine reibungslose Verständigung.
Werner (Heckmann), Pastoralreferent i.R. stellte kurz die Situation der Kirche mit drei Eckdaten vor. Etwa die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland ist noch christlich gebunden, davon etwa die Hälfte katholisch. Die Muslime haben mit ca. 6,5 % den nächstgrößten Anteil. Der größte Anteil mit über 40 % ist konfessionslos. Damit lässt sich der Wandel von einer Volkskirche zu einer Entscheidungskirche am deutlichsten beschreiben. Finanziell kann die Kirche mit den durch den Staat eingezogenen Kirchensteuern mit festen Geldern kalkulieren.
Peter (Vorsitzender des Laienrates in Damongo) beschrieb die Situation so:
Bistümer gibt es in Ghana auch und Damongo ist sogar Bistumsstadt. Während landesweit die Verteilung Christen 30%, Stammesreligionen 40%, Muslime 30% gilt, sind in Damongo die Muslime in der Mehrheit. Die christliche Kirche ist durch die afrikanische Kultur mit Tanz und Gesang geprägt. Die Vertrauenswürdigkeit der Katholischen Kirche beruht besonders auf den Entwicklungsprojekten. Damit konkurrieren sie mit den Muslimen. Moderne Themen Diversität haben auch hier ihren Platz. Der hohe Anteil von Jugendlichen und Kindern kann aber nicht über das Problem hinwegtäuschen, dass die Kirche oft als Leistungserbringer angefragt wird, ehrenamtlicher Einsatz aber eher gering ist. Das hängt natürlich auch mit den freien Kapazitäten zusammen. Es gibt zur Finanzierung auch eine Kirchensteuer in Form von Spenden die sich an dem Einkommen orientieren, aber nicht durch staatliche Unterstützung eingezogen werden. Die 4 Priester in Damongo bekommen kein Gehalt und leben von den Spenden der Gemeinde.
Monika (Sieger), Lehrerin am Gymnasium in Greven, stellte kurz das bekannte deutsche viergliedrige Schulsystem vor mit den relativ komfortablen Rahmenbedingungen (Lehrmittelteilfinanzierung, Schulbus, …) vor. Zurzeit stellen die Inklusion und die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund eine besondere Herausforderung dar.
Mary, ehemalige Lehrerin und stellvertretende Schulleiterin, zeichnete ein ganz anderes Bild von der Schulsituation in Ghana. Es gibt zwar eine allgemeine Schulpflicht, die aber nicht flächendeckend durchgesetzt wird. Die Kosten (Schuluniform und Lernmittel) müssen die Eltern häufig vorfinanzieren und nicht immer stellt der Staat den Schulen die angeforderten Mittel zur Verfügung. Neben den staatlichen Schulen gibt es Privatschulen, die aber der Elite und den Reichen vorbehalten sind. Eltern sind häufig noch Analphabeten und erkennen die Talente ihrer Kinder nicht und sehen zum Teil auch die Bedeutung der Bildung nicht ein. Gerade für Kinder in den Außenbereichen ist der Schulbesuch mit hohem Aufwand verbunden. Die Klassenstärken von 45 bis zu 100 Schülern lassen häufig nur einen „Massenunterricht“ zu, in dem talentfreie durch das Raster fallen. Lehrermangel gibt es nur im ländlichen Raum wegen der geringen Attraktivität der Lebensbedingungen.
Brigitte (Kockmann), Krankenschwester an der Helios-Klinik in Lengerich, erklärte kurz die Grundzüge des Gesundheitssystems in Deutschland. Es gibt eine Krankenversicherungspflicht als Familienversicherung. Der Beitrag ist einkommensabhängig und setzt sich aus mit Arbeitgeber- und Arbeitnehmer-Anteilen zusammen. Neben der freien Arztwahl und einer Behandlungssicherheit gibt es eine Reihe von Maßnahmen zur gesundheitlichen Vorsorge, von Impfungen bis zu kostenfreien Vorsorgeuntersuchungen.
Aiden (Leiter der Kinderstation und Direktor für Gesundheit) berichtet über die völlig andere Situation in Ghana. Dort gibt es keine Krankenversicherungspflicht. Viele können sich trotz der relativ günstigen Konditionen keine Krankenversicherung leisten. Ist man krankenversichert, kann die Krankenkasse die Kosten übernehmen aber man tritt in Vorleistung. Denn ohne Geld tut sich nichts. Es fährt nicht einmal ein Notarzt vor, wenn man nicht die Benzinkosten übernimmt. Die Rückzahlung erfolgt im Schnitt erst nach 9 Monaten und dann hat die Inflation (aktuell ca. 25%) einen Großteil der Erstattung schon geschluckt. Das Gesundheitssystem ist nicht einheitliches. Das staatliche System ist nur mangelhaft ausgestattet. Das christliche wird nur zum Teil staatlich unterstützt und ist auf Spenden (wie z. B. aus Saerbeck) angewiesen. Und das private System ist nur für die Eliten bezahlbar.
Wie die Projekte, die von Saerbeck unterstützt werden, hilfreich sind, wird das Thema beim Treffen am Donnerstagabend um 20 Uhr im Pfarrheim sein. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.