Willkommen –
Ökumenische Flüchtlingshilfe
Der Arbeitskreis „Willkommen – ökumenische Flüchtlingshilfe Saerbeck“ ist Ende 2014 von Mitgliedern der katholischen und evangelischen Kirche in Saerbeck aufgrund steigender Flüchtlingszahlen gegründet worden.
Er fungiert als verbindendes, übergeordnetes Netzwerk. Hier werden Informationen zusammengetragen, Fragen beantwortet, Hilfen angeboten, Projekte angestoßen und Verbindungen geknüpft. Der Arbeitskreis dient als Ansprechpartner, sowohl für die Flüchtlinge, als auch für engagierte Personen oder andere Vereine oder Arbeitskreise.
Alltagslotsen – das bisher größte Projekt
Es Projekt beruht auf dem Prinzip der schnellen, direkten Hilfe. Flüchtlinge, egal ob Einzelpersonen oder Familien, bekommen engagierte Saerbecker Bürger „an die Hand“, die sie bei Problemen im Alltag um Rat fragen können. Aus einigen dieser Verbindungen sind mit der Zeit Freundschaften gewachsen.
Sprachschule
In enger Kooperation werden außerdem in der rein ehrenamtlich geführten „Sprachschule“ Kurse zum Erwerb der deutschen Sprache für Flüchtlinge angeboten, die noch keinen solchen Kurs an der VHS besuchen dürfen.
Spenden
Die eingehenden Spendengelder werden auf verschiedene Weise für die Flüchtlingsarbeit eingesetzt. Es wird die ehrenamtliche Sprachschule beim Kauf von Lehrmaterialien unterstützt und es werden Aktionen der Begegnung unterstützt.
Im Winter 2016/17 wurde z. B. ein Schwimmkurs für geflüchtete Kinder in Emsdetten durchgeführt.
Im Herbst 2018 bot die Flüchtlingshilfe eine Fahrt zum Hof Wigger für alle Saerbecker und Flüchtlingsfamilien an, die von den Spendengeldern bezuschusst wurde.
Sprecher des Arbeitskreises:
Werner Heckmann und Barbara Schäffer
Beitrag des AK anlässlich der Kundgebung „Saerbeck bekennt Farbe…“
Ansprache Werner Heckmann
Bild oben: Mark und Igor Ivaniuk bei ihren musikalischen Beiträgen
Zur jüngsten Veranstaltung „Fluchtwege“ schrieb Harald Westbelt in den WN:
Auf Einladung der Ökumenische Flüchtlingshilfe Saerbeck berichteten Geflüchtete von ihren Lebens- und Fluchtgeschichten und vom Ankommen in Saerbeck.
Nur für einen Augenblick konnte sich Irina Ivanyuk der Illusion hingeben: „Gerne hätte ich an ein Feuerwerk geglaubt“, sagt sie stockend und mit leiser Stimme. Aber nicht um 5 Uhr morgens. Es sind die Detonationen russischer Bomben, mit denen der Krieg gegen die Ukraine auch in Odessa beginnt. Die Erinnerungen an die ersten Tage der Kämpfe und die Wochen der Flucht über Moldawien, Rumänien und Polen bis nach Deutschland kommen wieder hoch, als die Ukrainerin am Sonntagnachmittag im Bürgerhaus von ihrem Fluchtweg berichtet.
„Fluchtwege“ hat die Ökumenische Flüchtlingshilfe die Veranstaltung benannt. Die Geschichten und Erfahrungen einiger Flüchtlinge aus der Ukraine, Eritrea und Irak sollen Brücken bauen, wie die Organisatorinnen Susanna Wand und Michaela Bank einleiten. Die Idee dazu entstand auf der Demonstration im März gegen die Forderung nach Remigration, die Rechtsextremisten in Potsdam diskutiert hatten.
Habtom Brhane (30) hatte dort mit der Geschichte seiner Flucht aus Eritrea, aber vor allem auch mit seinem Ankommen in Saerbeck, die Teilnehmenden beeindruckt. Das tat er wieder. Aufgewachsen auf einem kleinen Bauernhof floh er mit 17 aus dem diktatorisch regierten Land am Horn von Afrika. Mit 18 Jahren wäre er für mindestens 30 Jahre zum Militärdienst eingezogen worden ohne Chance, mit dem kleinen Taschengeld eine Familie gründen zu können. Über mehrere Jahre führte ihn der Weg über Äthiopien durch die Sahara in einem überfüllten Boot nach Italien. Sein Ziel Schweden erreichte er nicht, als ihn die Polizei 2014 in Hamburg aufgriff und er schließlich nach Saerbeck kam.
Größte Hürden waren Sprache und Bürokratie. Mit Hilfe der Ökumenischen Flüchtlingshilfe habe er sie überwunden. Viele der Unterstützer der Flüchtlinge sitzen an diesem Nachmittag im Bürgersaal, ergänzen die Geschichten und können sich darüber freuen, dass es soviele wie Habtom geschafft haben anzukommen in einer zweiten Heimat. Habtom Brhane, der nach einer Ausbildung als Baumaschinenführer bei der Firma Wolters arbeitet, hat mit seiner ebenfalls aus Eritrea geflüchteten Frau eine Familie gegründet, ist Vater geworden und hat Freunde gefunden.
Beim Thema Familie weist Barbara Schäffer allerdings auf die großen Schwierigkeiten des deutschen Bürokratismus hin. Brhane kann keine Dokumente aus Eritrea besorgen, die seine Identität bestätigen, aber ohne wird seine Hochzeit nicht anerkannt und muss er weiter Steuern als Single bezahlen.
Sehr erfolgreich angekommen ist die Familie Khdir nach ebenfalls jahrelanger gefährlicher Flucht auf verschlungenen Wegen. Als Jesiden mussten sie Hals über Kopf vor dem IS fliehen. Mehrere Verwandte haben es nicht geschafft, sind umgebracht worden oder haben sich selbst das Leben genommen, um einer Zwangsheirat zuvorzukommen, wie der jüngste Sohn Asaad (15) berichtet. „Heute ist um 8 Uhr das Haus leer“, ergänzt seine Schwester Ahlam. Vater Saaed arbeitet bei Egeplast, Mutter Mryam im Altenheim, die Töchter machen eine Ausbildung und Asaad ist in der zehnten Klasse in der Gesamtschule. Abitur ist sein erklärtes Ziel und danach ein Medizinstudium, um Hausarzt zu werden. Ahlam bestätigt, dass seine Noten dem wohl nicht im Wege stehen werden.
Wie es aussieht, werden auch Irina und Igor Ivanyuk mit ihren beiden Kindern erst einmal in Deutschland bleiben, nachdem die Hoffnung auf ein schnelles Ende des Krieges zerstoben ist. Die Eltern wollen als Musikschullehrer arbeiten, musikalisches Talent beweist auch Sohn Mark, der den Nachmittag mit der Geige musikalisch bereichert und begleitet von seinem Vater mit dem Akkordeon beschließt.
Auch ihre Flucht führte abenteuerlich über viele Stationen nach Saerbeck. Igor Ivanyuk arbeitete bei Kriegsausbruch in Moskau und wurde beim Versuch, mit dem Bus nach Polen auszureisen, für ein paar Tage inhaftiert, bevor es ihm gelang, mit einem Busticket nach St. Petersburg tatsächlich nach Tallin in Estland zu gelangen. In Polen fand die Familie wieder zusammen. Aber weil es dort so schwierig war, eine Wohnung zu finden, fuhren sie weiter nach Deutschland.
„Es wird gut sein in Saerbeck, wenn auch anders“, beschließt Susanna Wand den Nachmittag: „Und wir helfen dabei.“ Allein hier seine Meinung sagen zu können, ohne Angst verhaftet zu werden, ist für Habtom Brhane schon ein wesentlicher Grund dafür. Dass sie ihr Fluchtweg nach vielen Stationen in die kleine Gemeinde im Münsterland geführt hat, empfindet auch Familie Khdir als Glücksfall: „Unsere Verwandten in Köln beneiden uns“, sagt Asaad.
St. Georg Saerbeck
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