Am 3.8. hat Anja Daut ihren Dienst als Pastoralreferentin in St. Georg aufgenommen. Am Wochenende wird sie sich in den Gottesdiensten vorstellen. Vorab hat die sich schon den Fragen der Presse gestellt.

Sie ist die „Neue“ in der St.-Georg-Gemeinde: Am 1. August trat Anja Daut ihre Stelle als Pastoralreferentin an. Die 48-Jährige ist Nachfolgerin von Werner Heckmann, der im März kommenden Jahres in den Ruhestand geht. Bevor Anja Daut nach Saerbeck kam, war sie 20 Jahre Pastoralreferentin in einer Bocholter Kirchengemeinde.

„Ich habe jetzt richtig Bock zu arbeiten“, sagt Anja Daut und lehnt sich mit offenem Blick in ihrem Stuhl nach vorn. Anja Daut hat vor wenigen Tagen in der Kirchengemeinde St. Georg ihren Dienst als Pastoralreferentin angetreten. Sie ist die „Neue“, die im März kommenden Jahres, wenn Pastoralreferent Werner Heckmann in den Ruhestand geht, die Leitung übernimmt.

Dass sie „Bock“ hat auf ihre Aufgabe, liegt natürlich an der Gemeinde selbst und dem Eindruck, den sie von St. Georg gewonnen hat. Es liegt aber auch daran, dass hinter Anja Daut eine einjährige Auszeit liegt, ein Sabbatjahr, das sie lange geplant hatte und in dem sie sehr viele neue Erfahrungen sammelte – zum Beispiel als Aushilfe in einer Berghütte und als Auszubildende zur Rettungssanitäterin. „Ich freue mich wirklich sehr auf die Arbeit“, erklärt die 48-Jährige.

Für das Sabbatjahr hatte sie sich entschieden, weil es für sie schlichtweg undenkbar war, nahtlos von ihrer früheren Gemeinde in Bocholt zu einer neuen Stelle zu wechseln. „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, sofort mit der gleichen Begeisterung neue Leute kennenzulernen“, gibt sie offen und ehrlich zu.

Anja Daut brauchte die Pause, um Abstand zu gewinnen zu ihrer alten Gemeinde, in der sie 20 Jahre tätig war. „In unserem Beruf, in dem es sehr viel um Beziehungen zu Menschen und Gruppen geht, wechselt man nicht mal eben den Schreibtisch“, erläutert Werner Heckmann.

Und so wechselte Anja Daut zunächst einmal zu einer Osttiroler Berghütte auf 2300 Meter Höhe. Fünf Wochen lang war sie „Mädchen für alles“, wie sie sagt. „Ich bin leidenschaftliche Bergwanderin und fand es spannend, eine Hütte nicht als Gast, sondern als Mitarbeiterin zu erleben.“

Echtes Kontrastprogramm dazu war die dreimonatige Ausbildung zur Rettungssanitäterin, die Anja Daut absolvierte, als sie aus den Bergen zurückgekehrt war. Neben einem theoretischen Unterricht gehörte dazu unter anderem die Arbeit in einer Intensiv-Notaufnahmestation. „Die Arbeit hat mich interessiert“, erläutert die Pastoralreferentin ihre Motivation.

Sie hatte aber noch einen weiteren Beweggrund: Für die zweite Hälfte ihres Sabbatjahres hatte sie sich vorgenommen, als Freiwillige in einem Krankenhaus in Südafrika zu arbeiten. „Da hätte ich dann schon etwas Vorwissen gehabt“, erläutert Anja Daut. Aber dann kam Corona. Die Pandemie machte diesen Plan zunichte. Die gelernte Religionspädagogin und Sozialarbeiterin nahm es mit einer gehörigen Portion Gelassenheit und disponierte um. „Dann wird meine Hilfe eben hier gebraucht“, sagte sie sich und bot ihre Hilfe in der Krise an zahlreichen Stellen an.

„Ich hätte im Supermarkt Ware eingeräumt oder als Erntehelferin gearbeitet“, erzählt sie. Daraus wurde aber nichts. Und so packte sie ihr Akkordeon ein und fuhr nach Bocholt, wo sie den Bewohnern von zwei Altenheimen kleine Konzerte gab. „Die Menschen standen auf ihren Balkonen, während ich draußen spielte“, erinnert sie sich.
Anja Daut versuchte, das beste aus dem Sabbatjahr zu machen, auf das sie drei Jahre lang gespart hatte und das nun wegen der Pandemie ganz anders verlief als geplant. „Ich habe mir dann einfach auch die Zeit gegönnt und auch mal nichts gemacht“, berichtet die Pastoralreferentin, die gebürtig aus Recke kommt.
Wobei Nichts-Tun bei ihr wohl relativ gemeint ist. Statt Kranken in Südafrika zu helfen, bewegte sich die 48-Jährige sportlich durch die Krise. „Ich war viel mit Inlinern unterwegs und habe wieder mit dem Joggen begonnen“, erzählt sie. Manchmal habe sie sich aber tatsächlich auch gelangweilt, nicht im negativen Sinne, sondern im Sinne von „runterkommen“.

Inzwischen ist Anja Daut aber wieder durchgestartet. Die neue Aufgabe ist eine Herausforderung. In ihrer früheren Wirkungsstätte arbeitete Anja Daut in einem Team von Pastoralreferenten. „Die Gemeinden hatten während meiner Zeit dreimal fusioniert“, erläutert sie. Die Großpfarrei zählte zuletzt 17 000 Mitglieder. Ganz anders die Saerbecker St.-Georg-Gemeinde, in der ein Pastoralreferent für sehr viele unterschiedliche Bereiche gleichzeitig zuständig ist – seelsorgerisch ein „Wald- und Wiesenpastoral“, sagt die Pastoralreferentin und meint dies keineswegs negativ.

Während der Gottesdienste am kommenden Wochenende stellt sie sich den Gläubigen vor. So viel verrät sie bereits vorab: „Ich fühle mich hier pudelwohl.“ Und das nicht nur in St. Georg, sondern auch im Plaggen Esch, wo sie eine Wohnung bezogen hat.

Katja Niemeyer, WN