Einen interessanten Besuch in der Jüdischen Synagoge in Münster erlebten die 35 Teilnehmer am 6. Juni. Das Katholische Bildungswerk und der Arbeitskreis Kunst-Kultur-Kirche hatten dazu eingeladen.

Der Kantor der Jüdischen Gemeinde gab zunächst einen kurzen Überblick über die Geschichte der Juden in Münster, die mündlichen Überlieferungen zufolge bereits in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts begann. Das „Judenviertel“ damals hinter dem Rathaus war kein aufgezwungenes Ghetto, sondern eine freiwillige Ansiedlung in bevorzugter Wohnlage. Bei den Münsteraner Juden handelte es sich überwiegend um Geldverleiher und Händler.
In der Zeit des „schwarzen Todes“, der mittelalterlichen Pestwelle 1348 – 1351 wurden die Juden verdrängt. Da sich die Menschen die Katastrophe der Pest nicht erklären konnten, wurde die Parole ausgegeben, der Grund für den millionenfachen Tod in Europa liege daran, dass die jüdische Bevölkerung die Brunnen vergiftet hätte. Die Synagoge wurde zerstört, die Grabsteine des Friedhofs als Baumaterial verwendet. Einer dieser Steine war in der Eingangshalle ausgestellt.

Erst mit Beginn des 19. Jahrhunderts gibt es wieder eine Jüdische Gemeinde in Münster, die aber in der Zeit des Nationalsozialismus erneut endet und erst nach 1945 wieder aufblühte und heute ca. 500 Mitglieder zählt. Sie ist im Laufe der letzten 15 Jahre durch die Zuwanderung von jüdischen Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion stark angewachsen.

Im Gebetsraum der Synagoge entspann sich dann ein intensives Gespräch.
Der siebenarmige Leuchter, auf dem nur sechs Lichter entzündet waren, das ewige Licht und die handgeschriebenen kostbaren Thorarollen, die die fünf Bücher Mose enthalten, ergaben sofort viele Nachfragen. Der Kantor konnte mit seinen knappen und präzisen Antworten weitere Fragen des interessierten Publikums anregen. Dazu gehörte auch das Warum des Anlegens von Gebetsriemen und Tefillin, das das Schma Jisrael enthält, eine kleine zentrale Glaubensaussage aus der Thora enthält. Diese äußeren Zeichen stärken die Konzentration auf das Gebet und die Begegnung mit Gott.

Neben den täglichen Gebeten, die in der Regel eher im privaten Bereich stattfinden, ist die Feier des Sabbatgottesdienstes, zu dem mindestens zehn religionsmündige Männer anwesend sein müssen, das besondere Ereignis der Woche. Dazu gehören auch Jungen, die mit 13 Jahren ihre Bar Mizwa gefeiert haben. Bar Mizwa bedeutet „Sohn der Pflicht“, denn von diesem Zeitpunkt an sind sie selbst dafür verantwortlich, die religiösen Gebote der Tora einzuhalten. Mädchen werden schon mit 12 Jahren religiös volljährig. Sie sind dann Bat Mizwa, „Töchter der Pflicht“.

Ähnlich wie in der katholischen und evangelischen Kirche gibt es die Nachwuchsprobleme. Auch hier ist es schwer, Jugendliche für die Teilnahme an Gottesdiensten zu gewinnen. Diese ist nur für einen geringeren Teil der jüdischen Gemeinde selbstverständlich.

Noch viele interessante Einzelfragen bestimmten auch beim anschließenden gemeinsamen Imbiss und auf der Rückfahrt mit dem Schnellbus die Gespräche.
„Wir haben diese Veranstaltung geplant, auch um ein deutliches Zeichen gegen den Antisemitismus zu setzen. Denn je mehr man vom anderen weiß, desto weniger haben Vorurteile eine Chance“, betonte Alfons Sundermann zur Verabschiedung und überreichte ein Exemplar des jüngsten Pfarrbriefes der St.-Georg-Gemeinde.