Erster Themenabend der Reihe „Sattelfest …“
Keine Frage: Die katholische Kirche steckt in einer tiefen Krise. Das will Professor Thomas Schüller am Donnerstagabend mit keiner Silbe schönreden. Der Kirchenhistoriker und Kirchenrechtler eröffnet mit seinem Vortrag die auf drei Themenabende angelegte Reihe „Sattelfest? Im Heute glauben und Kirche sein“ des katholischen Bildungswerkes St. Georg Saerbeck.
„Mit Leidenschaft für eine Erneuerung der Kirche – den synodalen Weg unbeirrt weitergehen“ hat der streitbare Theologe seine Ausführungen überschrieben. Er beleuchtet den Reformprozess genau und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund. Ohne Tabus legt er die Finger in alle offenen Wunden. Keine leichte Kost, die Schüller mit einem kräftigen Schuss rheinischem Humor für die 50 interessierten Zuhörer genießbar macht. Er hat kein Trostpflaster parat und auch kein Deckmäntelchen im Gepäck, sondern Mut machende Gedanken. „Der Heilige Geist hat noch viel zu tun“, erklärt Schüller Augen zwinkernd mit Blick auf die festgefahrenen Kirchenstrukturen.
Gleichzeitig spricht Schüller Klartext: Die „klerikale DNA“ und die Überhöhung der Ämter seien ursächlich für die Krise der Institution Kirche. Der Klerikalismus sei eine Sackgasse. „Die Kirche muss sich eingestehen, dass sie sich geirrt hat“, so Schüller. Der Blick auf die eigentliche Botschaft sei in den Hintergrund getreten. „Das Evangelium aber ist die beste Botschaft, die die Menschheitsgeschichte kennt.“
Die Leidenschaft für seinen Glauben spüren die Zuhörer aus allen Schilderungen des Redners, aus den vielen persönlichen Erfahrungen, Erkenntnissen, Geschichten und Anekdoten, die deutlich machen: Es lohnt sich, den synodalen Weg trotz aller Hindernisse und Widrigkeiten weiterzugehen. Schüller selbst ist Mitglied im „Synodalen Rat“, der in Kürze seine Arbeit aufnehmen wird. „Ich bin selbst gespannt, wie es weitergeht“, sagt Schüller.
Weiter geht es auf jeden Fall mit den nächsten Themenabenden „Sattelfest?“ im Pfarrheim.
Marlies Grüter, WN 28.10.2023