19.04.2020
Zeichen des Glaubens
– von Ramesh Chopparapu, Pastor
Ostersonntag 2020: Abstand halten! Soziale Distanz! Kein Urlaub! Die Enkelkinder dürfen Oma und Opa nicht besuchen und umgekehrt! Kein Ostergottesdienst. . .
Ostern – ein Fest? Aber vielleicht haben die Enkelkinder eine wunderschöne Karte geschrieben; vielleicht haben die Kinder angerufen, vielleicht hat der Nachbar mir beim Einkaufen zugewunken, vielleicht haben Sie bei einer Osterspazierfahrt in der Gemeinde etwas völlig Neues entdeckt; vielleicht hat jemand unterwegs frohe Ostern gewünscht. Vielleicht haben Sie staunend vor der Schönheit des blühenden Kirschbaums verweilt; vielleicht haben Sie einen kranken Freund angerufen; vielleicht haben helfende Hände für Sie eingekauft; vielleicht lag vom Patenkind eine Überraschung vor der Tür. Was zählt? Was ist wirklich wichtig? Bestimmt nicht Gold, wie es in der Sonntagslesung heißt. Schon immer haben die Menschen in schwierigen Zeiten gespürt, was zählt.
In einem Gedicht aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges heißt es: „Heut‘ lacht das Glück uns an, bald donnern die Beschwerden. Noch will was ewig ist, kein einzig Mensch betrachten.“
Vielleicht haben sie gemerkt, was wichtig ist, was bleibt. Es sind bestimmt auch die kleinen Zeichen der Barmherzigkeit und Nächstenliebe, des Staunens! Vielleicht sind Sie, sind wir alle auf diese Weise, Ostern 2020, dem Geheimnis des Glaubens, dem Ostergeheimnis ein Stückchen nähergekommen. Vielleicht können wir in diesen Zeichen ein Geschenk Gottes entdecken, Zeichen der Hoffnung in schweren Zeiten. Du lädst uns ein, Herr. Wir sollen nicht bleiben, wo uns die Trauer erfasste. Wir sollen neu sehen und neu anfangen. Gib uns dafür den Mut.
12.04.2020
Ostern
Ein außergewöhnliches Fest: „Er lebt“
Zum ersten Mal seit Hunderten von Jahren kann das Osterfest in Saerbeck nicht in der Kirche und mit der Gemeinde gefeiert werden. Ich weiß nicht, ob es eine ähnliche Situation möglicherweise in der Endphase des Zweiten Weltkriegs an Ostern 1945 gegeben hat, es ist aber unstrittig, dass das Nicht-Feiern-Können von Ostern in diesem Jahr historische Ausmaße hat.
Seit annähernd 2000 Jahren wird das Fest der Auferstehung Jesu gefeiert. Begonnen hat alles mit der schlichten Aussage: „Er lebt“, die bei einigen wenigen erst für Verwirrung gesorgt hat und schließlich über die Jahrhunderte die größte Religionsgemeinschaft entstehen ließ.
Mit diesem einfachen Satz ist nämlich alles und nichts zugleich gesagt. Es ist nichts gesagt, weil dieser Satz nie bewiesen werden kann. Wer nach „Beweisen“ für die Auferstehung suchen will (wie die ZEIT in ihrer aktuellen Ausgabe), wird nicht fündig werden. Ein „Beweis“ für die Auferstehung würde nämlich bedeuten, dass man an die Auferstehung glauben muss. Das ist aber nicht der Sinn des (christlichen) Glaubens. Glauben bedeutet sich in Freiheit entscheiden zu können. Zwang (auch in Form von Beweisen) hat da keinen Platz.
Gleichzeitig ist mit diesem Satz alles gesagt. „Er lebt“ bedeutet: Das Leben ist stärker als der Tod, die Liebe stärker als der Hass, der Frieden stärker als der Krieg. Auferstehung ist im Kern die Zusage Gottes, dass der Tod, der Hass und der Krieg des Karfreitags, mit dem wir ja auch alltäglich konfrontiert sind, nicht das letzte Wort hat. Ein nächstes Mal ist möglich.
Frohe Ostern und Bleiben Sie gesund und zuhause!
Philipp Langenkämper, Pastoralassistent
Liebe Gemeindemitglieder,
die Corona-Krise schränkt unser persönliches, gesellschaftliches und kirchliches Leben zurzeit in einer Weise ein, wie wir es noch nie erlebt haben. Angeordnete Kontaktbeschränkungen sollen uns Schutz geben vor dem möglicherweise lebensbedrohenden Corona-Virus. Vom Bistum Münster wurden an den Kar- und Ostertagen bis zum 2. Mai 2020 sämtliche Gottesdienste und Veranstaltungen abgesagt.
Wir als Seelsorgeteam versuchen mit Ihnen zu fühlen, was das für Sie bedeutet und möchten gleichzeitig über die Medien mit Ihnen in Kontakt bleiben. Einen wöchentlichen „Ökumenischen Gruß aus den Kirchen“ lesen Sie in der Tageszeitung. Von unserer St.-Georg-Pfarrgemeinde und von der evangelischen Kirche finden Sie ferner im Internet kleine Andachten und Gottesdienste.
Auf diese Weise möchten wir Ihnen religiöse Impulse gerade jetzt rund um Ostern anbieten. Darüber hinaus gibt es in den bekannten Medien Rundfunk und Fernsehen Impulse und religiöse Sendungen.
Wir wissen, dass all diese Angebote den persönlichen Kontakt nicht ersetzen können und hoffen, dass wir uns möglichst bald wieder begegnen können.
Gerade die Karwoche führt uns vor Augen, was es bedeutet, Leid zu ertragen und auszuhalten. Und das Osterfest zeigt uns, dass Krankheit, Leid und Tod nicht das letzte Wort haben. Dass es ein Danach gibt. Ein Auferstehen aus aller Isolation und Einsamkeit. Und eine Hoffnung, die über den Tod hinaus reicht: Die Zusage eines Lebens in der barmherzigen Liebe Gottes.
In diesem Vertrauen wünsche ich Ihnen im Namen unseres Seelsorgeteams ein gesegnetes hoffnungsfrohes Osterfest und gute Gesundheit.
Die Gebetsbrücke verbindet uns.
Pfarrer Peter Ceglarek
09.04.2020
Karfreitag – Die dunkle Stunde
Den Karfreitag 2020 werden wir nicht so schnell vergessen. Wie sagte jemand heute Morgen zu mir: Oft wache ich auf und denke, ich hätte alles nur geträumt. Das kann gar nicht wahr sein. Aber dann schaue ich in die Zeitung und weiß: Es ist kein Traum. Eine scheinbar sicher geglaubte Welt ist zusammengebrochen.
Wieviel mehr noch haben die Menschen um Jesus den ersten Karfreitag in Erinnerung behalten. Mit Jesus hatten sie so viel Gutes erlebt. Auf ihn hatten sie so große Hoffnungen gesetzt. Endlich würde Gott eingreifen und die alte Zeit der Ungerechtigkeit, der Gewalt, der Not, der Krankheiten beenden und eine neue Welt eröffnen.
Aber dann starb ihre Hoffnung am Kreuz. Gott griff nicht ein. Nicht nur die Welt, von der sie träumten, brach zusammen, bevor sie richtig begonnen hatte, sondern auch ihr Glaube, dass Gott in der Not eingreift.
Und doch wurde diese dunkle Stunde zur Geburtsstunde eines neuen Glaubens und einer neuen Erfahrung mit Gott. Der Gott, der alles so herrlich regiert, blieb oft fremd, aber der Gott, der sich selbst auf die Not der Menschen einlässt, erkannten sie in Jesus am Kreuz.
Gott kam den Menschen in der Person Jesus nahe an ihren wunden Punkten, den Menschen mit ihren Verwundungen, mit ihren Erniedrigungen, mit ihren Enttäuschungen, mit ihren Ängsten und Todesängsten; den Menschen, denen gerade eine Welt zerbricht.
Jesus durchleidet das alles und vertritt in dieser Situation die Stelle Gottes. Dieser neue Glaube an den solidarischen Gott trug die ersten Christen durch Zeiten der Verfolgung und Anfeindung. Ich wünsche mir auch solch einen Glauben an den Gott, der mir nahe ist, wenn mir eine Hoffnung oder eine ganze Welt zerbricht. Ich wünsche mir solch einen Glauben, der mich durch die Ängste dieser Zeit trägt.
Rainer Schröder, Pfarrer
03.04.2020
Zusammen mit Abstand
Abstand halten und zusammenstehen, das ist in diesen Tagen zum bekannten Wortspiel geworden. Es gibt sogar eine Maßeinheit dafür: 1,50 Meter, unabhängig vom Körperumfang.
Zusammenstehen, das erlebe ich in diesen Tagen auf wunderbare Weise in unserem Dorf. Ein Spaziergänger vor dem Seniorenzentrum fragt eine ihm offensichtlich völlig unbekannte Dame auf ihrem Balkon: „Wie geht es Ihnen? Kann ich irgendwas für Sie erledigen?
Bei den „Helfenden Händen“ ruft ein älterer Herr an und fragt vorsichtig: „Lebensmittel habe ich noch, aber bringen Sie auch Hundefutter?“ Klar, wir machen auch „Chappi auf Rädern“.
Ein junger Syrer meldet sich und sagt: „Saerbeck hat so viel für mich getan. Kann ich irgendwo helfen?“ Wenn ich mir was wünschen dürfte, dann dass wir viel von dieser Art retten in die Zeit nach der Krise.
Zusammenstehen – sowieso – in den Familien. Doch Psychologen wissen: Ständige Nähe potenziert Reibung. Sollten Sie sich zu Hause also in diesen Tagen, sagen wir gelegentlich, gehörig auf den Wecker gehen, dann werten Sie dies als wunderbares Zeichen Ihrer tiefen Verbundenheit und Nähe.
Wenn ich mir einen Rat erlauben darf: Sorgen Sie zwischendurch auch mal für Abstand in der Nähe. Der Eine sucht sich eine Schmökerecke und liest den Gedichtband, der schon so lange wartet. Die Andere sucht sich einen „Herrgottswinkel“ und nimmt sich Zeit für ein Gebet. Ich empfehle die Psalmen 23, 91 und 139 aus der Bibel. Kann man auch googeln. Der Dritte sucht das Weite und macht die Wäsche online. Und die Vierte sucht frische Lebensmittel im Supermarkt für das gemeinsame Abendessen. So haben bei diesem alle etwas Neues zu erzählen.
Lasst uns auch im Glauben zusammenstehen. Seid gut behütet und bleibt gesund.
Werner Heckmann – Pastoralreferent
27.03.2020
Mittendrin.
In einer Zeit der Krise. Verängstigt viele und irritiert fallen für viele Zeitgenossen vertraute Riten und Hilfen aus: Menschliche Nähe – bitte nur auf Abstand! Gottesdienste – abgesagt…
Gemeinsam mit der evangelischen Kirchengemeinde möchten wir im Seelsorgeteam unserer St. Georg-Gemeinde in diesen Corona-Wochen ein Zeichen setzen: Einen wöchentlichen Ökumenischen Gruß aus den Kirchen.
Was stärkt uns in diesen Tagen? Was gibt uns Hoffnung, schenkt Lebenskraft?
Womit ich lebe? Dazu einige Gedanken:
- Ein Wort aus der Schrift, das mich begleitet: Einen seiner Mitarbeiter ermutigt der Apostel Paulus mit den Worten: Bedenke „Gott hat uns nicht einen Geist der Furcht und Verzagtheit gegeben, sondern den Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.“ (2 Tim 1,7) –
Viele setzen sich in diesen Tagen für ihre Mitmenschen ein. Ihnen gebühren unsere Achtung und unser Dank dafür! Oft ist unser Handeln gefragt. Doch oft höre ich in diesen Tagen: „Da hilft nur noch beten!“ Vielleicht gilt: Beten – und das Not-wendige tun. - Das Gebet kann eine Kraftquelle sein. Daran erinnert uns das abendliche Glockenläuten um 19.30 Uhr. Wie wäre es, wenn wir gemeinsam zu dieser Zeit innehalten, ein Wort der Bibel bedenken und das „Vater unser“ oder ein anderes vertrautes Gebet sprechen. Wenn wir der Verstorbenen gedenken und füreinander – besonders für die Erkrankten und alle Helfer beten? Die Gebetsbrücke verbindet uns.
- Am nächsten Sonntag feiern wir Palmsonntag, den Einzug Jesu in Jerusalem, Beginn der Heiligen Woche. Viele Menschen kennen die Tradition, an diesem Tag einen gesegneten „Buchsbaumzweig“ als Hoffnungszeichen an einem Kreuz anzubringen. Da eine öffentliche Segnung, Prozession und Feier in diesem Jahr ausfällt, bitte ich Saerbecker Familien, die Buchsbaum abgeben können, sich im Pfarrbüro zu melden. Auf unserer Homepage wollen wir in der kommenden Woche eine kurze Segnungsfeier aufnehmen und die gespendeten Zweige in Körben vor dem Altar der St. Georg-Kapelle zum Mitnehmen aufstellen. Ob es uns gelingt? Tragen Sie dazu bei.
- Zum Abschluss: Am Mittwoch dieser Woche gedachte die Kirche der „Verkündigung der Geburt Jesu durch einen Boten Gottes an Maria“. Aus unserer Saerbecker Partnergemeinde Ferrières erreichte dazu mich eine kurze App: „Verkündigung des Herrn. Bei Gott ist nichts unmöglich. Lasst uns hoffen! Liebe Grüße“ –
Ja, lasst uns hoffen, setzen wir Zeichen der Hoffnung und Gemeinschaft – auch in unserem Tun.
Bleibt gut behütet und achtet aufeinander.
für die St.-Georg-Pfarrgemeinde Saerbeck und die evangelische Kirchengemeinde Emsdetten-Saerbeck
Pfarrer Peter Ceglarek