Zum Orgelkonzert am 11.Oktober mit Sebastian Bange berichtete nun Hans Lüttmann am 15.10. in den WN:

Ein Orgelkonzert ohne Johann Sebastian Bach wäre zumindest ungewöhnlich; und so stand er zwar auf dem Programm, nicht aber im Mittelpunkt des Konzerts, das am Freitag in St. Georg zu genießen war.

Über den aus seiner Sicht „unerwartet großen Zuspruch“ freute sich Sebastian Bange, der seit 2001 Kantor der Grevener Martinikirche ist. Nach dem gut einstündigen Konzert bedankte sich Bange bei den Zuhörern auch dafür, dass sie durch ihr Interesse die Orgelmusik in Ehren halten, die seit 2017 zum immateriellen Weltkulturerbe gehört; zu Recht, wie der aufbrausende Applaus am Ende des Konzerts unüberhörbar unterstrich.

Mit der Auswahl der Orgelwerke beabsichtige er vor allem, „dass die Zuhörer Freude an der Darbietung haben“, sagte Sebastian Bange im Gespräch vor dem Konzert, nichts allzu Schwerfälliges sei dabei, „das gibt es im Lebensalltag schon genug.“

Und dann ließ Sebastian Bange hören, welche Klangfarben und Lautstärken in der vor wenigen Monaten grundsanierten 45 Jahre alten Orgel stecken. Dabei griff der Organist auf Musiken von Komponisten zurück, die vielen nicht geläufig sind. Hermann Schroeder, Georg Böhm oder Johann Ludwig Krebs, der angeblich Bachs Lieblingsschüler gewesen ist – welcher Kirchgänger ist mit diesen Namen noch vertraut? Aber egal, auf die Musik kam es an, nicht auf die Namen, obwohl dieser eine hervorsticht: Sigfrid Karg-Elert, dessen festliche, hochromantische Loblieder aus den Choral-Improvisationen den Anfang und das Ende des Konzerts markierten.

Eine selten gehörte Besonderheit macht die „Aeolsharfe“ des 1958 gestorbenen gebürtigen Niederländers Gerard Bunk aus: Das gefühlvolle, bisweilen leicht pathetische Stück in a-Moll fasziniert durch einen technischen Trick, bei dem einige Töne mit Stiften oder Bleigewichten fixiert werden, die das ganze Stück über ertönen und einen seltsam sphärischen Zauber entfalten.

Und ja: Johann Sebastian Bach, am Freitag mit einem später überarbeiteten Jugendstück, einem Präludium und einer Fuge, die schon früh Bachs fantasievolles, tiefschürfendes, ausdrucksstarkes Musikverständnis offenlegte. Bachs Makellosigkeit, eine Kathedrale der Klarheit.

Für sein einfühlsames Spiel bekam Sebastian Bange nicht nur begeisterten Applaus, die Zuhörer erhoben sich und blickten Richtung Orgelbühne, wo der Organist sich dankbar verneigte und noch eine besondere Zugabe ablieferte, die passender nicht hätte sein können: Mit einer farbenprächtigen Improvisation (Bange: „Improvisieren ist mein Steckenpferd.“) über „Bunt sind schon die Wälder“, einem der schönsten deutschen Volkslieder, beschloss der Organist ein sehr abwechslungsreiches und reifes Konzert, das den Zuhörern vor Ohren führte, was ihre Orgel kann – wenn sich ein Könner wie Sebastian Bange an den Spieltisch setzt.

Pure Freude am Gelingen hörte man da und ein gerüttelt Maß an Zauber.

Der Eintritt war übrigens frei, es wurde lediglich um einen Spendenbeitrag zur Finanzierung der Orgel gebeten.