Nord trifft Süd. Afrika trifft Europa, Ghana begegnet Deutschland. Was braucht es, damit gute Partnerschaft gelingt? Die internationale Performance „BeLonging“ ging am Sonntagabend dieser Frage nach. Eingeladen hatten der Saerbecker Arbeitskreis KunstKultur-Kirche und der EineWelt-Kreis in die St. Georg Kirche.

Die international besetzte Truppe Cactus Junges Theater aus Münster entwickelte in Kooperation mit Tete Adehyemma Dance Theatre aus Ghana das Projekt „Be-Longing“. Ein Stück, das aufrüttelt: Wie kann Partnerschaft auf Augenhöhe heute und in Zukunft gelingen?

Die beiden Darsteller Gifty Wiafe und Emmanuel Edoror haben ihre Wurzeln in Ghana und Nigeria. In „Be-Longing“ stellten sie ihre Heimat beispielhaft in den Mittelpunkt. Dialoge mal nachdenklich, mal voller Witz und Bewegung, füllten auf ungewohnte Weise den Kirchenraum. Die authentische Inszenierung überzeugte mit den Darstellungsmitteln Schauspiel, Tanz, Percussion und Standup-Elementen. Auf diese Weise wurden sprühende, lebendige und spannende globale Geschichten erzählt. „Schwarz wird oft als schlecht angesehen, weiß als gut“, betonte Gifty.

„Ja, ich denke an die Kolonialmächte“, antwortete Emmanuel mit ironischem Unterton. „Da gab es ,mutige‘ Wissenschaftler, die die Welt erforschten.“ Die dunkle Seite der Eroberung wurde sogleich eindrucksvoll in Szene gesetzt: Der Sklavenhandel im historischen Fort Cape Coast (Ghana) versetzte das Publikum in entsetzte Nachdenklichkeit. Dem Zuschauer ging augenblicklich die Frage durch den Kopf: Wie lassen sich die Prägungen des Kolonialismus überwinden?

„Be-Longing“ zeigte auf, welche Wege zu gemeinsamen Zielen führen können. Und welche Stolpersteine auf dem Weg liegen. Viele unterschiedliche Ideen und persönliche Erfahrungen des veranstaltenden Teams sind in die Produktion mit eingeflossen. Sie verhelfen dem Publikum zu einem besseren Verständnis von Entwicklungspartnerschaften. Auf diese Weise öffnet es die Augen für andere Perspektiven und wird selber Partner beim „Nord-Süd-Treffen“.

In der Beziehung zwischen Europa und Afrika spielen viele Jahrhunderte Geschichte eine bedeutende Rolle. Der Blick zurück zeigt, dass diese Beziehung lange Zeit alles andere als partnerschaftlich war – und bis heute nicht immer partnerschaftlich ist. „BeLonging“ geht in verschiedenen Szenen auf bedeutende historische Begebenheiten ein. Problematische Geschichte wird dabei verwoben mit humorvollen Alltagssituationen aus dem Hier und Heute. So bleibt Europa, trotz der schmerzhaften Geschichte, immer noch ein Ort der Sehnsucht für viele Menschen in Afrika.

Zum Schmunzeln: „Ich glaube nicht, dass eine ghanaische Frau mich heiraten wird. Ich kann nicht tanzen!“, beteuerte Emmanuel. „Wenn du eine ghanaische Frau heiraten willst, musst du deinen Köper Shakalaka sprechen lassen!“, lautete Giftys Rat. Und schon stellte Emmanuel seine faszinierende tänzerische Begabung bei der ersten Shakalaka-Lektion mit Gifty unter Beweis.

„Be-Longing“ kommt einer Vielzahl von Realitäten verschiedener Kulturen und Menschen näher. Es wird deutlich, dass ein offenes Miteinander und eine ehrliche Selbstreflexion Voraussetzungen für gute Partnerschaft sind. Das professionelle Duo Gifty Claresa Wiafe und Emmanuel Edoror spielte, sang und tanzte sich durch verschiedene Kapitel der europäisch-afrikanischen Geschichte und machte deutlich, wie diese bis in die Gegenwart nachwirken.
„Können wir Jungafrikaner Afrika neu erfinden?“, fragte Gifty am Ende der Aufführung voller Aufbruchstimmung. „Klar, du kommst aus Ghana, ich komme aus Nigeria. Wir sind allerbeste Freunde. Lass uns anfangen!“, lautete Emmanuels Antwort. Organisator Werner Heckmann bedankte sich herzlich: „Ihr habt unsere Herzen gewonnen, danke dafür. Wenn ich euch so tanzen sehe, kann ich nur sagen: „Ich kann es leider nicht.“

Regina Sommer, WN 16.5.2023