Ein junges Paar aus Syrien traf kürzlich in Saerbeck ein, hinter ihm lag eine lange Odyssee, die 2014 mit der Flucht aus der Heimat begann. In Sicherheit war es da aber noch nicht. Es drohte eine Abschiebung nach Rumänien. Die St.-Georg-Pfarrgemeinde zögerte nicht lange und gewährte den Kurden Kirchenasyl, für die beiden geflüchteten – sie sind Muslime – die letzte Zuflucht. Im Obergeschoss des Pfarrheims sollen sie jetzt erst einmal zur Ruhe kommen.
In kürzester Zeit wurden Matratzen, Oberbetten, Bettwäsche, ein Tisch, Stühle, Schuhe und Bekleidung und noch vieles mehr ins Pfarrheim gebracht. Die Hilfsbereitschaft sei riesig, bestätigt Barbara Scheffer vom Arbeitskreis Ökumenische Flüchtlingshilfe.
Nach der Flucht aus Syrien lebten sie einige Zeit in der Türkei gelebt, als syrische Kurden in einem unsicheren Status. Im Oktober 2020 gelangten die zwei über die Balkanroute und Österreich nach Deutschland. So erzählt es Günter W. Denz vom Flüchtlingsbeirat, der einem Verwandten des Paares Deutsch beigebracht hatte. Der Mann, der seit einigen Jahren in Saerbeck lebt, hatte ihm immer wieder von der Flucht voller Hindernisse und Gefahren berichtet.
Als sich herausstellte, dass die beiden kurdischen Flüchtlinge in Deutschland aufgrund der Dublin-Verordnung keinen Asylantrag stellen dürfen, sei ein Anwalt zu dem Schluss gekommen, dass ihnen in dieser Situation nur noch Kirchenasyl helfen könne, erläutert Denz. Andernfalls hätten sie nach Rumänien zurückkehren müssen, dem ersten europäischen Land, in dem sie registriert wurden – und in dem sie ausgeraubt und misshandelt worden seien, so Denz weiter. „Auf gar keinen Fall“ hätten sie deshalb dorthin zurückkehren wollen.
Die Verantwortlichen in St. Georg, Kirchenvorstand und Pfarreirat, gaben grünes Licht. Zuvor war eine Juristin des Bistums Münster zur Rate gezogen worden. Diese habe bestätigt, dass ein Kirchenasyl das richtige Instrument sei, um eine Abschiebung nach Rumänien zu vermeiden und das Paar zu schützen, so Werner Heckmann, Sprecher der Ökumenischen Flüchtlingshilfe. Sechs Monate dürfe die Kirchengemeinde den jungen Kurden Unterschlupf gewähren. Im Anschluss könnten sie dann ganz legal einen Antrag auf Asyl stellen, erläutert der ehemalige Pastoralreferent. Unterstützt wird St. Georg von der evangelischen Gemeinde.
Als die Gläubigen während der Messen am Wochenende darüber informiert wurden, dass ihre Gemeinde einem syrischen Paar Kirchenasyl gewährt, habe es spontan Applaus gegeben, berichtet Pastoralreferentin Anja Daut. Viele hätten auch ihre Hilfe angeboten. Das kurdische Paar lernt jetzt zunächst einmal Deutsch, den Unterricht erteilt Günter W. Denz.